Komödien
"Vielleicht mach ich eines Tages ein Stück draus", lässt Schriftsteller Thomas am Ende von Erich Kästners Komödie Zu treuen Händen mit einem schelmischen Seitenblick in Richtung Publikum verlauten, nachdem er sich einen Theaterabend lang durch den Strudel der tieferen, komödiantischen Wahrheiten hat treiben lassen. In der vermeintlichen Einfachheit dieser Schlusspointe versteckt sich denn auch das offene Geheimnis des Komödienschreibens, das stets so leicht und unbeschwert daherkommt, obwohl die mensch-lichen Abgründe zwischen den Zeilen lauern. Wo das Existentielle schlummert, die Beobachtung an Schärfe gewinnt und der pointierte Fingerzeig auf die Licht- und Schattenseiten des modernen Menschen ganz unpädagogisch droht, dort überrascht uns das befreiende Lachen des hintergründigen Erkennens. Ob es die Klassiker Kästners sind, in denen uns Drei Männer im Schnee den Konflikt zwischen Sein und Schein auf leisen Sohlen vor Augen führen oder Abenteurer Külz auf der Jagd nach der verschwundenen Miniatur über sein bürgerliches Ich hinauswächst; ob man sich in Engelchen und Teufelchen fernab der Deutungsschwere des großen Dramas wiedererkennt oder Zeuge wird, wie Die Richtigen bitterböse politisch ins Schwarze treffen; oder ob gar im Gasthaus an der Volme ein liebgewonnenes Genre mit augenzwinkerndem Blick auf eine schier endlose Rezeptions- und Interpretations-geschichte neu erfunden wird: Stets zeigt uns die Komödie im Theater die verborgenen Wahrheiten hinter dem Gelächter, regt uns an, uns selbst mit humorvoller Distanz neu zu verorten. Mit einem Gefühl der Befreiung, der Bewusstwerdung und der Rührung verlässt man nach einer guten Komödie das Theater.