Romanadaptionen
Wo Romane für die Bühne adaptiert werden, eröffnen sich neue Welten, lassen sich neue Deutungen, Potentiale und Einsichten erschließen: Nicht zuletzt weiß die Bühne Werke aus jedem historischen Kontext zeitlos neu zu erzählen, als ob es "Dichter von heute wären", die "aus dem Geiste unserer Zeit" neu zu begreifen sind, wie es der legendäre Regisseur Max Reinhardt schon Anfang des 20. Jahrhunderts von einer innovativen Klassikerregie gefordert hat.
In den Exilromanen Manja von Anna Gmeyner und Müller von Walter Mehring, wird auf der der Folie komplexer Familiengeschichten schmerzhaft exakt die deutsche Geschichte seziert. Friedrich Glauser prägte entscheidend das Genre des psychoanalytischen Kriminalroman mit, als er vor 100 Jahren in ein irres Reich führt, in dem nur noch Matto regiert. Der zeitgenössische Autor Finn-Ole Heinrich legt mit Räuberhände ein modernes Reiseabenteuer vor, eine berührende Coming-of-Age-Erzählung. Auch Erich Kästners jung gebliebene Klassiker - wie Drei Männer im Schnee oder Der Gang vor die Hunde - dürfen sich immer neuer theatraler 'Übersetzung' erfreuen.
Titel:
Kästner, Erich
Fabian. Die Geschichte eines Moralisten - Musiktheater
Von Jakob Vinje nach dem Roman von Erich Kästner
"Die ganze Richtung passt mir nicht."
Im Berlin der großen Weltwirtschaftskrise, am Vorabend der Machtübergabe an Hitler, verliert Jakob Fabian seine Stellung als Werbetexter, weil er zu gut und damit zu teuer ist. Er verliert seine Freundin Cornelia an die korrupte Filmindustrie, und er verliert seinen einzigen Freund Labude, der sich aufgrund eines fatalen Irrtums umbringt. Fabian steht vor den Trümmern seines Lebens. Er ist ein Moralist und versucht doch nach Kräften, sich an die amoralischen Zeiten anzupassen. Er stürzt sich ins Nachtleben und in zügellose Abenteuer. Aber es ekelt ihn vor der Verlogenheit der antibürgerlichen Affären, die sich schon nicht mehr von der Scheinheiligkeit der ehrbaren bürgerlichen Verhältnisse unterscheidet. Er verabscheut die Rechten, gehört aber auch nicht zu den Linken. Fabian hält sich raus und kann dennoch nicht wegschauen. Zu seinem Leben passt sein Ende: Fabian ertrinkt, ganz einfach, weil er nicht schwimmen kann.
Die Zustände, an denen Fabian scheitert, haben sich nicht wesentlich geändert. Zwischenmenschliche Beziehungen gleichen damals wie heute oftmals einem Warentausch, Ideologien stehen noch immer hoch im Kurs, während die Aktien weiter fallen. Revolutionär wäre es, die ganze Richtung zu ändern ...
Charmant und ein bisschen melancholisch zeichnet Jakob Vinjes Musik Fabians Scheitern musikalisch nach, entwirft ein klangliches Panorama des Weimarer Berlins - und lässt immer gerade genügend Hoffnung für die ganz andere Richtung, die Leben und Welt immer einschlagen können.
Bearbeitung: Komposition, Liedtexte: Vinje, Jakob / Bühnenadaption: Vinje, Katharina
Besetzung: 3 Dame(n), 4 Herr(en), 6 Instrumente oder Orchester
Uraufführung: frei zur UA