chronos theatertexte

chronos theatertexte

Titeldetails

Herz der Finsternis

von Joseph Conrad

Als Monolog für die Bühne bearbeitet von Jens Heuwinkel

"… der Gedanke, dass dieser wilde und leidenschaftliche Aufruhr auch in uns steckte ..."

Seit seiner Kindheit fühlt sich der Seefahrer Charles Marlow seltsam angezogen von dem Anblick des großen Flusses Kongo, der sich auf der Landkarte wie eine Schlange über den afrikanischen Kontinent zieht. Kurz entschlossen heuert er als Flussschiffer an, um auf den Spuren des legendären Elfenbeinhändlers Kurtz ins Innere des unbekannten Gebiets vorzudringen. Doch die Reise führt ihn nicht zu den erhofften heldenhaften Abenteuern in paradiesischer Landschaft. Sie wird zum Albtraum, zur Höllenfahrt in das Herz der Finsternis. Der Dschungel erweist sich als lebensfeindliches Dickicht. Und die Segnungen der Zivilisation, an die Marlow glaubte, schlagen um in brutale und mörderische Ausbeutung der Menschen und der Natur. Er blickt in die Abgründe menschlicher Barbarei, aber auch in die Abgründe seines Selbst. Er ist zugleich fasziniert und abgestoßen vom amorphen Dschungel, der ihn sich einzuverleiben droht, und von der Leidenschaftlichkeit der "Wilden", die in grellem Gegensatz zur puritanischen Sittenstrenge Europas steht. Kurtz selbst ist diesem Zwiespalt erlegen, er hat sich von den Eingeborenen zum Anführer krönen lassen, er begehrt und hasst sie, beutet sie aus und kommt doch nicht mehr von ihnen los, er ist längst dem Größenwahn verfallen. Als er stirbt, lauten seine letzten Worte vieldeutig: "Das Grauen! Das Grauen!"

Jens Heuwinkel folgt in diesem Monolog der Sogwirkung der berühmten Erzählung: Meile für Meile führt er Marlow unerbittlich tiefer in den Schrecken. Die Menschen, denen Marlow begegnet, sind Reflexionen seiner selbst; nur konsequent ist es daher, dass er auch in ihre Rollen schlüpft.

Bearbeitung: Jens Heuwinkel
Besetzung: 1 Herr(en)
Uraufführung: 02.12.2021, Euro Theater Central, Bonn


zurück